In 21 Jahren hat der Trainer jede Menge erlebt. Es gab tolle Erlebnisse, aber auch schwierige Zeiten. Im November wird eine Legendenparty steigen.
Eine 21-jährige Trainertätigkeit bei einem einzigen Fußballverein ist außergewöhnlich. So kickten unter der Leitung von Roland Kock beim RSV Praest unzählige Akteure. Die sind nun alle eingeladen, wenn am 22. November 2025 eine große „RSV-Legendenparty“ im Praester Vereinsheim steigen wird. Organisiert wird diese von einem zehnköpfigen Gremium. „Da freue ich mich schon riesig drauf“, sagt der nun ehemalige Coach der Schwarz-Gelben. Viele positive Rückmeldungen gibt es bereits. So wird Jean-Paul Heijmen sogar aus der Schweiz anreisen. Zudem wird der 58-jährige Übungsleiter viele weitere Wegbegleiter (Trainer, Betreuer, Vorstand) beim Fest begrüßen.
Zusammen mit der NRZ blickt Roland Kock, der während seiner Trainertätigkeit jede Menge Ordner mit Mannschaftsanalysen und Zeitungsberichten zusammengestellt hat, jetzt noch einmal auf die gut zwei Jahrzehnte bei „seinem“ RSV Praest zurück.
Die sportliche Bilanz: In den 21 Jahren unter der Regie von Roland Kock absolvierte der RSV Praest 615 Meisterschaftsspiele, die Bilanz ist bei 283 Siegen, 134 Unentschieden und 198 Niederlagen deutlich positiv. Dabei erzielten die Praester 1308 Tore und mussten 1046 Gegentreffer hinnehmen. Insgesamt 16 Spielzeiten kickten die Emmericher in der Bezirksliga, nur zweimal war der Tabellenplatz in der Endabrechnung nicht einstellig. Weniger erfolgreich waren hingegen die drei Spielzeiten in der Landesliga, die auf den Rängen 14 und 15 endeten.
Die ersten Jahre: 2004 übernahm Roland Kock den RSV als Trainer in der Kreisliga B und feierte gleich die Meisterschaft. „Zum letzten Spiel in Anholt waren bestimmt 200 Fans aus Praest mit“, erinnert sich der Coach. „Dieser Aufstieg war etwas ganz Besonderes, denn ich wusste, wieviel daran hängen wird.“ So konnte der Übungsleiter weitere starke Akteure an den Offenberg locken. Die Mannschaft war dann so gut besetzt, dass in der Kreisliga A der Durchmarsch gelang. Die Schwarz-Gelben starteten mit einer beeindruckenden Serie von 18 unbesiegten Spielen und kletterten schließlich als Zweiter in die Bezirksliga. „Die Euphorie war riesig“, so Kock, der damals nicht nur als Trainer, sondern auch noch auf dem Feld maßgeblich am Erfolg beteiligt war. Auch in der Bezirksliga mischte das Team dann gleich wieder oben mit. So wurde der RSV in den folgenden fünf Jahren dreimal Dritter und zweimal Zweiter.
Aufstieg in die Landesliga: 2012 war es dann soweit, als Bezirksliga-Meister gelang dem RSV der Sprung in die Landesliga. Die Praester lagen am Ende mit 71 Punkten deutlich vor dem Nachbarn SV Vrasselt (53). „Wir haben dann in der Landesliga das erste Spiel beim Duisburger SV unglücklich mit 0:1 verloren. Oft hat nicht viel gefehlt“, so Kock. Am Ende reichten 24 Zähler nicht, um die Klasse zu halten. So ging es in der Saison 2013/14 in der Bezirksliga weiter. „Wir hätten durchaus sofort wieder aufsteigen können“, sagt Kock. Am Ende wurde es Platz vier. In den anschließenden Spielzeiten belegten die Emmericher jeweils Mittelfeldplätze.
Und dann kam Corona: Als im März 2020 die Saison wegen der Pandemie abgebrochen wurde, befand sich der RSV Praest nach einem 5:0-Sieg gegen den SV Vrasselt auf Rang zwei – und durfte damit zum zweiten Mal hoch in die Landesliga. Die Saison 2020/21 endete erneut vorzeitig nach nur acht Partien. Erst in der Saison 2021/22 ging es wieder über die volle Distanz. Allerdings waren die Praester in der Landesliga komplett chancenlos und holten erst am vorletzten Spieltag den einzigen Punkt mit einem 3:3 gegen den TSV Meerbusch 2. „Es fehlte einfach die Qualität. Das waren zwei Jahre zum Vergessen und eine ganz schwierige Phase“, sagt Kock, der sich so aber keinesfalls verabschieden wollte. Folglich ging es für Kock und sein Team im „Wohnzimmer“ Bezirksliga weiter und die Praester erreichten bis zum jetzigen Abschied des Coaches weitere Mittelfeldränge.
Besondere Spiele und Ereignisse: „Vor allem die Lokalderbys waren immer besonders interessant und intensiv“, so der Trainer, beispielsweise ein Match gegen den SV Vrasselt im Jahr 2011. Damals lag der RSV mit 1:3 zurück und drehte das Spiel noch. „Ausgerechnet Roman Mischel, der eigentlich nie ein Tor erzielt hat, traf damals zum 4:3“, erzählt Kock schmunzelnd. „Ich erinnere mich auch noch gut an ein kurioses Spiel gegen Kevelaer auf Schnee, da mussten wir Hütchen aufstellen und ich habe noch selbst einen roten Ball aus dem Keller geholt. Der rollte dann teilweise auf dem Schnee gar nicht“. Tore fielen beim 4:4 dennoch reichlich.
„Natürlich waren auch die Stadtmeisterschaften in der Halle immer Höhepunkte, die ja in Emmerich einen sehr hohen Stellenwert haben. Im letzten Winter wollte ich unbedingt noch ein weiteres Mal den Titel holen, was uns ja auch gelungen ist und gleichzeitig der Startschuss zu unserer starken Rückrunde war“, sagt Kock. In besonderer Erinnerung geblieben sind dem Coach auch die Ehrung des RSV Praest zur Emmericher Mannschaft des Jahres 2005 im Kapaunenberg zusammen mit Nico Hülkenberg auf der Bühne oder 2008 das Festwochenende zur Eröffnung des erweiterten Stadions mit Schlagersänger Michael Wendler, der um 2 Uhr nachts im Festzelt auftrat. Aber es gab auch traurige Momente: So war der plötzliche Tod seines langjährigen Kapitäns Frank Böcker eine der schlimmsten Nachrichten für Kock.
Langjährige Spieler, Trainer und Betreuer: Marcel Wolters war – bis auf ein halbjähriges Intermezzo beim VfB Rheingold – fast die ganze Zeit unter Roland Kock aktiv. Zunächst als Spieler, zuletzt als Co-Trainer. Juri Wolff gehörte zwölf Jahre zum Team. Ebenfalls sehr lange wurden Michael Schulz, Patrick Gottschling, Steffen Nüßmann, Jens Ricken, Justin Ising, Daniel Zwiekhorst und Dennis Döring von Roland Kock trainiert.
Die kompletten 21 Jahre hat Christoph Tilleman den Coach und den Verein unterstützt, als Betreuer kümmert er sich unter anderem um Getränke und die Kasse und ist regelmäßig als Linienrichter im Einsatz. „Tille ist nie etwas zu viel und er hat dabei immer gute Laune“, lobt Kock. Weitere langjährige Trainer und Betreuer sind: Ralf Knist, Manfred Schnetzer, Patrick Prehn, Christoph Legeland, Rainer Gasse, Rüdiger Böhlke, Hans-Joachim „Joko“ Wolters, Detlev Brinkmann, Ulf Zwiekhorst, Ralf Pekel und Christian Ising. „Und natürlich geht auch ein großer Dank an Michael Kühn und den Vorstand, die mir stets das Vertrauen ausgesprochen und für die Rahmenbedingungen gesorgt haben“, so Kock.
Quelle: NRZ.de | Michael Schwarz